(KJ) Nachdem in den letzten Corona-Jahren keine Möglichkeit bestand, sich auch in größeren Gruppen zu treffen, war es wirklich Zeit, mal wieder eine größere Tagesveranstaltung in Präsenz durchzuführen. So trafen sich am 21.06.2023 viele engagierte Pflegende, um gemeinsam einen Tag zum Thema „Pflegen ‑ nur mit Selbstpflege, bitte! – Wege zu Selbstliebe, Glück und Wohlbefinden“ zu erleben.
Die Begrüßung beim EFAKS-Fachtag, der gemeinsam mit der Akademie für Pflege- und Sozialberufe der Mission Leben in Wiesbaden durchgeführt wurde, übernahm Ulrike Döring, die in einem kurzen Vortrag über die momentane berufspolitische Situation in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Pflege informierte (die Powerpointpräsentation des Vortrags finden Sie hier). Sie machte sehr deutlich, wie wichtig es ist, Berufspolitik von Pflegenden für Pflegende zu machen, um die sich mehrenden Missstände aufgreifen und beeinflussen zu können.
Vehement appellierte sie daher auch an alle Teilnehmenden, sich für einen Berufsverband zu engagieren, Mitglied zu werden, um hier die professionelle Arbeit im politischen Bereich unterstützen zu können.
Weiter ging es mit dem Vortrag von Tobias Rohde vom Fritz-Schubert-Institut für Persönlichkeitsentwicklung in Heidelberg. Der Coach, Berater und Lehrtrainer band vom ersten Ausgenblick alle Teilnehmenden fest mit in seine freie Vortragsweise ein, so dass sich jede:r sofort wahrgenommen und gehört fühlte.
Verbunden mit einem herzlichen Dank für die Pflege- und Care-Arbeit an alle „Plegeheld:innen“ machte der Referent deutlich, dass er als Experte lediglich helfen kann, Wege zu finden, selbst zur Expertin/zum Experten für das eigene Glück zu werden.
Reflektiert wurde dies z. B. an einer Übung, bei der alle Teilnehmenden überlegen mussten, was ihnen im Alltag Befriedigung verschafft, bzw. was sie motiviert. Hier war zu überlegen, was motiviert mich „kurzfristig ein wenig“, was „kurzfristig stark“, was „langfristig wenig“ und was „langfristig stark“. Nachdem alle ihr Votum abgegeben hatten, wurde deutlich, dass insbesondere im Bereich „Was motiviert mich langfristig stark“, wir selbst diejenigen sind, die dies auch am stärksten beeinflussen können. Dies sind vor allem Aspekte wie Anerkennung und Wertschätzung die in Beziehungen zu anderen Menschen entstehen, die ein tiefe Wirkung auf uns haben und ständig weiterentwickelt werden müssen. Diese Beziehungen schaffen Vertrauen in uns selbst und sind daher das wichtigste, um langfristig Befriedigung in der Arbeit und dauerhaft Motivation zum Pflegen zu erreichen. Gerade in der Pflege, so der Referent, zähle der Mensch, sowohl der gepflegte als auch der pflegende. Neben der Gestaltung der Beziehungen sei aber vor allem auch die Selbstpflege wichtig.
Was aber kann man hier tun? Hier stand eine weitere Selbstreflexion auf dem Programm, die sogenannte 16-Felder-Übung. So machten sich alle Teilnehmenden Gedanken, in 16 Bereichen zu überlegen, was tut mir gut, was bedeutet Selbstpflege/Selbstfürsorge für mich.
Diese 16 Aspekte, Gefühle, Tätigkeiten etc. mussten dann hinterher selbst bewertet werden, von 0, gleichbedeutend mit „darin bin ich sehr schlecht“ bis 10, gleichbedeutend mit „das gelingt mir gut“.
In einer anschließend Gruppenreflexion mit drei Personen, sozusagen best buddies, mussten dann für die drei am schlechtesten bewerteten Bereiche konkrete Maßnahmen vereinbart werden, im Sinne von: a) direkt machen, und wenn dies nicht geht, b) planen, oder c) substituieren, und wenn dies nicht möglich ist, d) an der Haltung arbeiten.
Wichtig, so der Referent, sei nun in vereinbarten Terminen (z. B. Telefongesprächen oder WhatsApp-Gruppen) zu überprüfen, ob die „Verabredung mit sich selbst“ (z. B. 1x die Woche schwimmen gehen) oder die konkrete Planung (täglich 3 Liter Wasser trinken) auch eingehalten wurde.
So bekamen alle Teilnehmenden mindestens drei konkrete Ziele mit nach Hause und zwei wichtige Hilfsmittel zur Reflexion, mit Hilfe derer man an der Frage, was tut mir gut, arbeiten kann.
Die wertschätzende Haltung des Referenten, sein lockere, humorige Art aber auch die Fähigkeit, auf alle Fragen kompetent eingehen zu können, machten den Tag in seiner Vielfalt für alle zu einem besonderen und so wurde der Referent mit viel positiver Resonanz, langem Applaus und großem Dank verabschiedet.
(Einen Artikel zum Thema Selbstpflege von Tobias Rohde lesen Sie dann in der kommenden Ausgabe unserer Zeitschrift PFLEGEN (3+4/2023).)