Ausgeliefertsein in der Pflege

Wie fühlen Sie es: immer, manchmal, selten oder auch nie?
Gerade in der Pflege kommt es bei den meisten Kolleg:innen immer wieder zum Gefühl des Ausgeliefertseins. Da sind auf der einen Seite die Patient:innen, die sich in einer nicht mehr nur durch sie selbst zu bestimmenden Lebenslage befinden und auf die – wie auch immer ausfallende – Hilfe anderer angewiesen sind. Auf der anderen Seite sind die Pflegenden, die ebenfalls in Routinen feststecken und unter Arbeitsbedingungen leiden, die die Arbeit nach bestem Fachwissen und Können behindern oder mindestens erschweren. Oder die Angehörigen, deren Leben sich durch Krankheit und Pflegebedürftigkeit eines Familienmitglieds ebenfalls radikal verändert und eingeschränkt hat.
Jede:r fühlt sich unter Umständen irgendwann schutzlos und einem belastenden Schicksal hilflos ausgeliefert. Dieses Gefühl, ausgeliefert zu sein, ist ein negatives, bedrohliches und Angst einflößendes Gefühl. Es kann in den unterschiedlichsten Momenten und Phasen auftreten und unterschiedlich lange anhalten. Meist ist es verbunden mit dem Erleben, ohnmächtig zu sein, nichts an der Situation ändern zu können, passiv zu sein und der Gnade eines anderen auf Gedeih und Verderb hilflos ausgesetzt zu sein. Es löst Fluchtgedanken, Resignation oder auch andere schwerwiegend emotionale Reaktionen aus. Doch wie kann man ein Bewusstsein für das Problem erzeugen und was kann man an der Situation des Ausgeliefertfühlens ändern? Oder welche präventiven Maßnahmen gibt es? Die Beiträge dieses Heftes befassen sich aus den unterschiedlichsten Perspektiven mit dem Thema:

  • So beschäftigt sich Siegfried Huhn in seinem Beitrag mit Ohnmacht und Erschöpfung in der Pflege und weist Wege aus dem Dilemma.
  • Dass auch Berührung Trost und Beistand bieten können, wenn Situationen in der Pflege ausweglos erscheinen, beschreibt Thomas Hax-Schoppenhorst.
  • Gabriele Tammen-Parr weiß, dass gerade auch Angehörige oft das Gefühl haben, wegen aller Überlastungen in der Pflege wegrennen zu wollen.
  • Dr. German Quernheim sieht im Berufsstolz und der professionellen Haltung einer jeden Pflegekraft wirksame Mechanismen gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins.
  • Umgang mit Druck in der Pflege braucht Selbstfürsorge und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen, um als Mitarbeiter:in gesund zu bleiben, so erläutert Prof. Dr. Antje Miksch.
  • Ludwig Thiry beschreibt das Präventionskonzept empCARE und zeigt auf, wie man mit professioneller Nähe in der Interaktionsarbeit gesund bleiben kann.
  • Prof. Dr. Stefan Heuser zeigt ethische Perspektiven zu Erfahrungen von Machtlosigkeit und Ausgeliefertsein in der Pflege auf.
  • Ulrike Döring schaut auf alle Pflegebereiche und entdeckt überall Situationen des Ausgeliefertseins, die dringend – auch berufspolitisch – angegangen werden müssen.
  • Jutta König meint, es ist Zeit, dass die Pflege aus ihrem Hamsterrad ausbricht und Veränderungen in ihren Strukturen anstrebt.
  • Die Suche nach dem Glück kann ganz einfach sein. Wie? Das beschreibt Tobias Rohde.
  • Und auf die Frage: Worauf kann ich mich verlassen angesichts von Krisen und der eigenen Endlichkeit? findet Cornelia Coenen-Marx in unserem Mittendrin Antworten aus theologischer Sicht.

Mit dem Wunsch, dass das Gefühl des Ausgliefertseins sich bei Ihnen möglichst selten oder auch nie einstellen möge, grüßt Sie
herzlichst, Ihre Katharina Jost

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PFLEGEN-2023-3+4__IHVZ.pdf

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PFLEGEN_2023_3+4_SPA.pdf